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Episode #043: Betriebsfortführung eines Friseur Salons

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Nachfolger Felix Jahremtschuk hat erst kürzlich einen Friseursalon übernommen. Nur kurz zuvor stand eine eigene Gründung noch zur Debatte. Wieso der Unternehmer sich doch für die Betriebsfortführung entschied, weshalb die ersten Monate sich wie eine Lawine anfühlen können und wie es mit dem Chef-Sein funktioniert – darum geht es in diesem Artikel.

Die ersten Schwierigkeiten bei der Betriebsfortführung

Direkt nach der Übernahme fühlte es sich für den frisch gebackenen Nachfolger an, als ob er von einer Lawine überrollt wird. Das lag daran, dass viele Dinge auf ihn zukamen, die vorher nicht abzusehen waren. Beispielsweise konnten Verträge nicht übernommen werden, da ein neuer Besitzer diese Verträge zu neuen Konditionen aushandeln musste.

Insgesamt dauerte der Übergabeprozess ca. ein halbes Jahr. Jedoch haben sich Verkäuferin und Käufer bei der Übergabe Zeit gelassen, um sich einen genauen Überblick über das Unternehmen machen zu können. Auch die Frage, warum das Unternehmen überhaupt verkauft wird, war eine wichtige Frage. Denn warum sollte ein gutes Unternehmen verkauft werden? Die Antwort war jedoch eine berufliche Umschulung der vorherigen Besitzerin und kein verstecktes Problem, welches die Betriebsfortführung hätte scheitern lassen können.

Eine Gründung war die eigentliche Überlegung, doch das plötzliche Angebot brachte einen laufenden Laden, schwarze Zahl und zudem noch Vertrautheit der Produkte mit sich. Jahremtschuk befragte befreundete Unternehmer und suchte einen neutralen Steuerberater auf. Diese Schritte waren sehr wichtig, da die Analyse der Geschäftszahlen keine einfache Angelegenheit ist.

Darum wollte der Nachfolger nicht neu gründen

Zum einen wollte der Nachfolger den Laden nicht komplett neu gestalten, da dies einen sehr großen Aufwand bedeutet, der aufgrund des Vorhandenseins des Übernahmeangebots nicht notwendig war. 

Jedoch müsse man sich bewusst sein, dass man bei einer Übernahme auch die Fehler des Unternehmens übernimmt. Diese gilt es dann auszubessern. So kann man den Service verbessern und auch weitere Dienstleistungen mit aufnehmen, ohne Mitarbeiter oder einen neuen Kundenstamm suchen zu müssen. 

Damit dies erfolgreich sein kann, mussten die ersten leichten Veränderungen offen mit Mitarbeitern und Kunden kommuniziert werden. Insbesondere die Kunden freuen sich über die Einbeziehung und lassen hilfreiche Ideen einfließen. Die Mitarbeiter und Kunden bezeichnet Felix Jahremtschuk als seine “Zugpferde”, ohne die gar nichts gehen würde. 

Auch das bestehende Online-Buchungssystem und die vielen positiven Bewertungen bei Google kommen sehr gut bei den Kunden an. Bei einer Neugründung müsse man sich diese Resonanz erst einmal selber aufbauen, was eine lange Zeit in Anspruch nehmen kann.

Trotzdem war die größte Herausforderung bei der Übernahme zunächst den Überblick in der Lawine zu behalten. Deshalb empfiehlt er anderen Unternehmern, sich für Rechnungen und Lohnzahlungen auch Hilfe zu holen. So kann man sich selber mehr auf das Hauptgeschäft konzentrieren. 

Auch im Bankgespräch waren die Vorteile der Nachfolge klar zu erkennen: Hätte es sich um eine Neugründung und lediglich zukunftsbasierte Zahlen gehandelt, wäre der gesamte Prozess langwieriger ausgefallen.

So wurde der Kaufpreis ermittelt

Eine Betriebsfortführung ist auch immer ein emotionaler Verkauf, denn der ehemalige Besitzer verkauft einen Teil seines Lebens. Daher setzt sich der Kaufpreis aus unterschiedlichen Faktoren zusammen. Man sollte nicht immer nur auf den Gewinn aus sein und das Werk des anderen womöglich schlecht reden.

Felix Jahremtschuk ist mit dem gewünschten Kaufpreis der Alteigentümerin zu einem Steuerberater gegangen und hat sich erkundigt, ob es sich um eine realistische Summe handelt. Als dieser meinte, dass der genannte Kaufpreis in Ordnung ist und sich auch ein Handeln um eine Verringerung des Kaufpreises nicht lohnt, war sich Herr Jahremtschuk sicher. 

Besonders der menschliche Faktor spiele eine Rolle in der Nachfolge. 

Rund um die Übernahme

Schon kurz nach der Übernahme kam das Chef-Gefühl hinzu, da man ganz andere Dinge in den Vordergrund stellt. Beispielweise arbeitet er selbst nun kundenorientierter, da er weiß, dass die Kunden zu ihm in den Laden kommen. 

Außerdem wurde er bereits früher als gedacht auf diverse Wünsche und Anliegen der Mitarbeiter hingewiesen. Da Herr Jahremtschuk den Salon gerade einmal eine Woche übernommen hatte, führten diese Anfragen zu einem besonders hohen Druck auf den Schultern. 

Gerade auch zu Beginn gab es einige Fehlerquellen in der Kommunikation, mit denen man als Nachfolger jedoch schnell lernt umzugehen. Auch wenn es zu Beginn ungewohnt sein kann, den “Chef raushängen zu lassen”. Darüber hinaus kommt es gerade in der Anfangszeit zu Unsicherheit bei den Mitarbeitern, da diese auch nicht wissen, wie sich die neue Geschäftsführung verhalten wird. 

Ein Konfliktpunkt war ebenfalls, dass die Mitarbeiter erst vier Wochen vor der Übergabe von dem Führungswechsel informiert wurden. Sie hätten es im Nachhinein gerne früher gewusst. Der frische Nachfolger rät, sowohl vertraute als auch neutrale Personen zurate zu ziehen und möglichst nicht alles grundlegend zu verändern. Geduld sei angesagt, kein “aus alt mach‘ neu”. 

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