EBITDA
EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization) – oder auf Deutsch: Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Ein Zungenbrecher, der es in sich hat. Böse Zungen behaupten, EBITDA sei die Kunst, auch unrentable Unternehmen profitabel aussehen zu lassen. Aber stimmt das?
Der Rechenweg zum EBITDA
Stellen wir uns ein Maschinenbauunternehmen vor:
- Umsatz: 50 Millionen Euro
- Materialkosten: 20 Millionen Euro
- Personalkosten: 15 Millionen Euro
- Sonstige Kosten: 5 Millionen Euro
- Abschreibungen: 4 Millionen Euro
- Zinsen: 1 Million Euro
- Steuern: 1,5 Millionen Euro
Das EBITDA beträgt hier 10 Millionen Euro (Umsatz minus Material, Personal und sonstige Kosten). Der tatsächliche Gewinn liegt aber nur bei 3,5 Millionen – ein erheblicher Unterschied!
Warum überhaupt EBITDA?
Warum braucht man ein EBITDA, wenn es auch ein EBIT gibt? Die Idee dahinter ist nicht dumm: EBITDA soll zeigen, wie viel operatives Potenzial in einem Unternehmen steckt, unabhängig von:
- der Finanzierungsstruktur (Zinsen)
- dem Steuersystem des Landes
- der Investitionshistorie (Abschreibungen)
Das macht Unternehmen international vergleichbar und zeigt die operative Leistungsfähigkeit.
Die Praxis-Perspektive
Für Private Equity Manager ist EBITDA wie der Heilige Gral. Sie nutzen es, um Unternehmen zu bewerten – oft als Multiplikator: “Das Unternehmen ist 8x EBITDA wert.” Auch bei Übernahmen ist EBITDA zentral, weil es zeigt, wie viel Cash das Unternehmen theoretisch für den Schuldendienst erwirtschaften kann.
Die Schattenseiten
Kritiker nennen EBITDA auch “Earnings Before I Tricked The Dumb Auditor”. Der Vorwurf: Die Kennzahl verschleiert, dass Investitionen irgendwann erneuert werden müssen. Ein Unternehmen kann ein tolles EBITDA haben und trotzdem pleite gehen, weil das Geld für neue Maschinen fehlt.
EBITDA in verschiedenen Branchen
Die Aussagekraft von EBITDA variiert stark: Bei einem Softwareunternehmen mit wenig Anlagevermögen ist es aussagekräftiger als bei einer Fluggesellschaft, die ständig neue Flugzeuge kaufen muss. Kluge Analysten berücksichtigen daher immer den Branchenkontext.
Die Kunst der Interpretation
EBITDA ist wie ein Bikini: Was er zeigt, ist interessant – aber was er verbirgt, ist oft wichtiger. Erfahrene Manager wissen: EBITDA ist ein nützliches Tool, aber kein Allheilmittel. Am Ende zählt der Cash Flow, oder wie ein alter Händler mal sagte: “Von EBITDA kann man sich nichts kaufen.”