Zurück zur Übersicht

Latente Steuern

Latente Steuern sind wie eine Zeitmaschine in der Bilanz. Sie entstehen, wenn Gewinne oder Verluste in der Handelsbilanz früher oder später auftauchen als in der Steuerbilanz. Ein klassisches Beispiel: Eine Maschine wird steuerlich schneller abgeschrieben als handelsrechtlich. Das bedeutet zunächst weniger Steuern – aber irgendwann dreht sich der Effekt um. Diese künftigen Steuerbe- oder -entlastungen werden durch latente Steuern schon heute in der Bilanz sichtbar gemacht.

Was sind latente Steuern?

Stellen Sie sich latente Steuern als eine Art „schlummernde“ Steuerlast oder Steuergutschrift in Ihrer Bilanz vor. Sie entstehen, weil Sie die Vermögenswerte Ihres Unternehmens für das Finanzamt (in der Steuerbilanz) oft anders bewerten müssen als in Ihrer offiziellen Handelsbilanz. Diese Unterschiede führen zu zeitlich verschobenen Steuerzahlungen.

Ein Praxisbeispiel: Sie schreiben eine neue Maschine in Ihrer Handelsbilanz über 10 Jahre ab. Das Finanzamt erkennt aber nur eine Nutzungsdauer von 8 Jahren an. Dadurch haben Sie in der Steuerbilanz anfangs höhere Abschreibungen und zahlen weniger Steuern, als Ihr Gewinn in der Handelsbilanz vermuten ließe. Diese „aufgeschobene“ Steuer ist aber nicht erlassen worden, sie wird in späteren Jahren fällig. Diese zukünftige Steuerschuld wird als passive latente Steuer in der Bilanz erfasst.

Für Ihren Unternehmensverkauf ist das entscheidend: Ein Käufer sieht passive latente Steuern als eine künftige Verbindlichkeit, die er mitgekauft hat. Er wird diesen Betrag sehr wahrscheinlich vom Unternehmenswert und damit vom Kaufpreis abziehen wollen. Es ist also wichtig zu wissen, ob solche Posten in Ihrer Bilanz schlummern.

Die häufigsten Ursachen für latente Steuern:

Die praktische Bedeutung: Mehr als nur Buchungstechnik

Latente Steuern sind ein wichtiges Analyseinstrument. Sie zeigen, ob ein Unternehmen seine Steuern nur aufschiebt oder wirklich spart. Für Analysten sind sie ein Indikator für die Qualität des Bilanzgewinns. Hohe passive latente Steuern bedeuten: In Zukunft kommen noch Steuerzahlungen auf das Unternehmen zu. Aktive latente Steuern dagegen versprechen künftige Steuerentlastungen – sofern genug Gewinne erwirtschaftet werden.

Der Blick in die Zukunft: Ein Stück Prognose

Die Bilanzierung latenter Steuern ist immer auch ein Stück Zukunftsschau. Werden die erwarteten Gewinne wirklich eintreten? Bleiben die Steuersätze stabil? Besonders bei aktiven latenten Steuern aus Verlustvorträgen ist Vorsicht geboten. Sie dürfen nur angesetzt werden, wenn ihre Realisierung wahrscheinlich ist. Das macht die Bilanzierung zu einer Gratwanderung zwischen Vorsichtsprinzip und realistischer Darstellung.

Für die Praxis bedeutet das: Latente Steuern sind keine theoretische Spielerei, sondern haben handfeste Auswirkungen. Sie beeinflussen das Bilanzbild, die Eigenkapitalquote und damit auch Kreditverhandlungen oder Unternehmensbewertungen. Wer sie ignoriert, übersieht möglicherweise wichtige Risiken oder Chancen in der Bilanz. Gleichzeitig sollte man ihre Aussagekraft nicht überschätzen – sie bleiben eine Schätzgröße, die von vielen Annahmen abhängt.

15-seitige Wertermittlung als PDF

Was ist Ihr Unternehmen wert?

Wertvolle Brancheninfos, realistische Kaufpreisregionen, Einblicke in potenzielle Käufer und die Chancen auf einen erfolgreichen Verkauf – kompakt, erständlich und praxisnah.

Jetzt Wertermittlung erstellen