Net Debt
Die Nettoverschuldung gehört zu den wichtigsten Kennzahlen der Bilanzanalyse. Während viele nur auf die reinen Schulden schauen, zeigt die Nettoverschuldung ein deutlich realistischeres Bild der finanziellen Lage eines Unternehmens. Manchmal verbergen sich hinter hohen Schulden nämlich auch hohe Guthaben – und genau das macht den Unterschied.
Der Blick hinter die Kulissen
Die Berechnung ist eigentlich ganz einfach: Man nimmt die gesamten Finanzschulden und zieht davon die liquiden Mittel ab. Apple ist dafür ein perfektes Beispiel – der Konzern hat zwar Schulden, hält aber gleichzeitig einen riesigen Cash-Berg. Unterm Strich steht hier sogar eine negative Nettoverschuldung. Das bedeutet: Apple könnte alle Schulden sofort zurückzahlen und hätte immer noch Geld übrig.
Verschiedene Schuldarten
Nicht jede Schuld ist gleich Schuld. Für die Nettoverschuldung relevant sind:
- Bankkredite und Darlehen mit langer Laufzeit
- Anleihen, die das Unternehmen ausgegeben hat
- Kurzfristige Kredite zur Überbrückung
- Leasingverpflichtungen, je nach Bilanzierungsstandard
- Pensionsverpflichtungen, die oft übersehen werden
Warum die Kennzahl so wichtig ist
Stellen Sie sich zwei Unternehmen vor. Beide haben 100 Millionen Euro Schulden. Klingt erstmal gleich, oder? Aber Unternehmen A hat 90 Millionen auf dem Konto, Unternehmen B nur 10 Millionen. Der Unterschied in der Nettoverschuldung ist gewaltig. Das zeigt: Die absolute Schuldenhöhe allein sagt wenig aus.
In der Praxis
Gerade in Krisenzeiten wird die Nettoverschuldung besonders wichtig. Ein Unternehmen mit hoher Nettoverschuldung hat weniger Spielraum für Investitionen. Es muss einen größeren Teil seiner Einnahmen für Zinsen aufwenden. Außerdem tut es sich schwerer, neue Kredite zu bekommen. In extremen Fällen kann eine zu hohe Nettoverschuldung sogar zur Pleite führen.
Die Interpretation
Die reine Zahl der Nettoverschuldung ist aber nur die halbe Miete. Erst im Verhältnis zu anderen Kennzahlen wird sie richtig aussagekräftig. Besonders wichtig ist das Verhältnis zum EBITDA, also dem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Eine Nettoverschuldung vom Dreifachen des EBITDA gilt in vielen Branchen als kritische Grenze.
Die Nettoverschuldung bleibt eine der spannendsten Kennzahlen der Bilanzanalyse. Sie zeigt, wie es wirklich um die Finanzen eines Unternehmens steht. Allerdings muss man immer die Branche im Blick behalten. Was für ein Industrieunternehmen kritisch ist, kann für einen Versorger völlig normal sein. Auch der Zeitpunkt spielt eine Rolle. Nach großen Investitionen ist eine höhere Nettoverschuldung oft unvermeidbar. Sie sollte aber mittelfristig wieder sinken.
Am Ende kommt es darauf an, die Nettoverschuldung im Gesamtkontext zu sehen. Sie ist wie ein Fieberthermometer – zeigt an, ob etwas nicht stimmt, aber nicht unbedingt warum. Für eine fundierte Analyse braucht es den Blick aufs große Ganze. Dann aber ist die Nettoverschuldung ein verdammt guter Indikator für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens.