Net Working Capital
Das Working Capital zeigt, wie viel Geld ein Unternehmen im Tagesgeschäft tatsächlich braucht. Viele Chefs unterschätzen diese Kennzahl – und wundern sich dann, warum trotz guter Auftragslage die Kasse leer ist. Dabei ist die Sache eigentlich ganz einfach: Das Net Working Capital ist das Geld, das im operativen Geschäft gebunden ist.
Die Basics
Stellen Sie sich vor, Sie verkaufen Fahrräder. Sie müssen Räder einkaufen, bevor Sie sie verkaufen können. Dann warten Sie auf die Zahlung Ihrer Kunden. Gleichzeitig müssen Sie Ihre Lieferanten bezahlen. Der Unterschied zwischen all diesen Zahlungen – das ist Ihr Working Capital. Je niedriger, desto besser für die Liquidität.
Die Berechnung in der Praxis
Im Kern geht es um drei Positionen:
- Vorräte binden Kapital – oft mehr als gedacht
- Forderungen aus Lieferungen sind quasi Kredit an Kunden
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen sind Kredit von Lieferanten
- Anzahlungen von Kunden verbessern die Situation
- Geleistete Anzahlungen verschlechtern sie dagegen
Der Kreislauf des Geldes
Das Timing macht den Unterschied. Beispiel: Ein Maschinenbauer bekommt eine Anzahlung, bevor er mit der Produktion beginnt. Super! Ein Einzelhändler muss dagegen erst einkaufen, bevor er verkaufen kann. Nicht so super. Das erklärt, warum manche Branchen mit negativem Working Capital arbeiten können, während andere viel Kapital brauchen.
Die Stellschrauben
Jedes Unternehmen hat Möglichkeiten, sein Working Capital zu optimieren. Schnellere Rechnungsstellung bringt früher Geld in die Kasse. Besseres Mahnwesen verhindert lange Außenstände. Cleveres Bestandsmanagement reduziert gebundenes Kapital. Manchmal reichen schon kleine Änderungen für große Wirkung.
Die Bedeutung für Investoren
Für Investoren ist das Working Capital ein wichtiger Indikator. Es zeigt, wie effizient ein Unternehmen arbeitet. Steigt das Working Capital schneller als der Umsatz? Schlechtes Zeichen. Sinkt es bei gleichem Umsatz? Sehr gut! Das Management hat seine Hausaufgaben gemacht.
Das Net Working Capital bleibt eine der spannendsten Kennzahlen der Bilanzanalyse. Es zeigt schonungslos, wo ein Unternehmen steht. Manchmal entpuppt sich ein vermeintlicher Gewinner als Kapitolfresser. Oder ein langweiliges Unternehmen als heimlicher Champion im Cash-Management.
In der Praxis gilt: Je niedriger das Working Capital, desto besser – aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Wer zu sehr optimiert, riskiert Lieferprobleme oder verärgerte Kunden. Wie so oft im Leben kommt es auf die richtige Balance an. Die beste Strategie: Das Working Capital kontinuierlich im Blick behalten und gezielt optimieren.
Am Ende ist das Net Working Capital mehr als eine Zahl. Es ist ein Spiegel der operativen Exzellenz. Wer hier gut ist, schafft sich Spielraum für Wachstum und Investitionen. In Zeiten knapper Kredite kann das den entscheidenden Unterschied machen. Kluge Manager wissen das – und haben ihr Working Capital fest im Griff.