Pari Passu

Pari Passu – “im gleichen Schritt” – ist das Prinzip der Gleichrangigkeit in der Finanzwelt. Alle Gläubiger einer bestimmten Klasse werden gleich behandelt, niemand wird bevorzugt oder benachteiligt. Was so selbstverständlich klingt, ist in der Praxis ein zentrales Ordnungsprinzip, besonders bei Anleihen, Krediten und in Insolvenzverfahren.

Die wichtigsten Anwendungsbereiche:

Die praktische Bedeutung

In der Praxis bedeutet Pari Passu: Wenn ein Euro zur Verteilung steht, bekommt jeder Gläubiger derselben Rangklasse seinen proportionalen Anteil. Zahlt ein Schuldner 50 Cent je Euro Forderung an einen Gläubiger, müssen alle anderen gleichrangigen Gläubiger ebenfalls 50 Cent bekommen. Das verhindert Vorzugsbehandlungen und schafft Vertrauen am Kapitalmarkt.

Die Tücken im Detail

Die scheinbar einfache Regel hat ihre Tücken. Was genau bedeutet “gleichrangig”? Welche Sicherheiten sind erlaubt? Wie werden neue Gläubiger einbezogen? Besonders bei internationalen Finanzierungen kann Pari Passu komplex werden. Berühmt wurde der Fall argentinischer Staatsanleihen, wo die Auslegung der Pari-Passu-Klausel zu jahrelangen Rechtsstreiten führte.

Die moderne Finanzpraxis zeigt neue Herausforderungen: Wie behandelt man Green Bonds im Vergleich zu normalen Anleihen? Was bedeutet Pari Passu für digitale Währungen? Wie passt das Prinzip zu neuen Finanzierungsformen wie Crowdfunding oder Token-Emissionen?

Für Praktiker ist Pari Passu mehr als eine juristische Floskel. Es ist ein Grundpfeiler des Finanzwesens, der Vertrauen schafft und Märkte funktionsfähig hält. Die Klausel findet sich in fast jedem Kreditvertrag, jeder Anleiheemission, jedem Restrukturierungsplan. Sie ist der Kitt, der die verschiedenen Gläubiger zusammenhält.

Am Ende ist Pari Passu ein Fairnessprinzip im besten Sinne: Gleiche Rechte, gleiche Pflichten, gleiche Behandlung. In einer Welt komplexer Finanzbeziehungen schafft diese einfache Regel Klarheit und Verlässlichkeit – wenn sie richtig verstanden und konsequent angewendet wird.