Rating
Drei Buchstaben können über das Schicksal ganzer Konzerne entscheiden. AAA – und die Kapitalmärkte liegen einem zu Füßen. CCC – und plötzlich wird jeder Kredit unbezahlbar. Ratings sind die Schulnoten der Finanzwelt, vergeben von mächtigen Agenturen, die selbst manchmal in der Kritik stehen.
Die Hierarchie der Kreditwürdigkeit
Die wichtigsten Rating-Stufen sind wie eine Treppe nach unten:
- AAA: Das finanzielle Paradies
- AA+/AA/AA-: Fast perfekt
- A+/A/A-: Immer noch sehr solide
- BBB: Die letzte Investment-Grade-Stufe
- BB und schlechter: Willkommen im Ramsch-Bereich
Wer unter BBB rutscht, hat ein echtes Problem. Viele institutionelle Investoren dürfen dann nicht mehr investieren. Pensionsfonds, Versicherungen, konservative Anleger – alle müssen raus. Ein Teufelskreis beginnt.
Mehr als nur ein Buchstabe
Ein Rating ist wie eine Röntgenaufnahme der Finanzlage. Die Analysten schauen auf:
- Cashflow und Profitabilität
- Verschuldungsgrad
- Marktposition
- Management-Qualität
- Branchenumfeld
- Länderrisiken
Besonders spannend wird’s bei der Bewertung ganzer Staaten. Wenn die USA ihr AAA verlieren, zittert die Weltwirtschaft. Wenn kleine Länder herabgestuft werden, steigen sofort ihre Refinanzierungskosten. Ein Rating kann Regierungen zu Reformen zwingen.
Das große Geschäft mit dem Risiko
Die drei großen Agenturen – S&P, Moody’s und Fitch – teilen den Markt unter sich auf. Sie verdienen prächtig an ihren Bewertungen. Das führt zu Interessenkonflikten: Wer zahlt für das Rating? Meist der Bewertete selbst. Kritiker sprechen von einem inhärenten Systemfehler.
Die Finanzkrise 2008 hat gezeigt, wie gefährlich das sein kann. Damals bekamen toxische Hypothekenpapiere Bestnoten. Die Agenturen verdienten kräftig mit – bis alles zusammenbrach. Seitdem gibt es mehr Regulierung, aber die Grundprobleme bleiben.
Trotzdem: Ohne Ratings geht es nicht. Sie schaffen Transparenz, setzen Standards und machen Risiken vergleichbar. Kein Anleger kann selbst jedes Investment bis ins Detail prüfen. Die Kunst liegt darin, Ratings als das zu nehmen was sie sind: Ein wichtiger Indikator, aber nicht die alleinige Wahrheit.
Übrigens: Auch Unternehmen ohne offizielles Rating werden bewertet – von ihren Hausbanken. Die internen Ratings entscheiden über Zinsen und Kreditlinien. Der Unterschied: Diese Noten bleiben geheim. Was vielleicht auch besser ist. Denn manchmal können schlechte Ratings zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen werden.