Recovery
Nach jeder Krise kommt der Aufschwung – manchmal schnell wie ein V, manchmal zäh wie ein U, manchmal holprig wie ein W. Die Recovery-Phase ist wie ein wirtschaftlicher Frühlingsanfang. Aber nicht alle Branchen blühen gleichzeitig auf, und manchmal täuscht der erste Sonnenschein.
Die Formen des Aufschwungs
Ökonomen unterscheiden verschiedene Recovery-Muster:
- V-förmig: Schneller Absturz, schnelle Erholung
- U-förmig: Lange Talsohle, dann Aufschwung
- W-förmig: Auf und Ab mit doppeltem Boden
- L-förmig: Der Albtraum – keine echte Erholung
- K-förmig: Manche rauf, andere runter
Besonders tückisch sind die falschen Frühlingsboten: Ein paar gute Quartalszahlen, optimistische Managerstimmung, steigende Aktienkurse – und schon rufen alle “Recovery!”. Bis die nächste Hiobsbotschaft kommt.
Wer erholt sich zuerst?
Die klassische Reihenfolge einer Recovery:
- Börsen (meist zu früh optimistisch)
- Industrie-Produktion
- Konsum und Dienstleistungen
- Arbeitsmarkt (meist als letztes)
Am spannendsten ist die Frage nach den Gewinnern und Verlierern. Manche Branchen kommen gestärkt aus der Krise, andere schwächeln noch jahrelang. Nach Corona haben Online-Händler gefeiert, während der stationäre Handel noch heute kämpft.
Zwischen Hoffnung und Realität
Eine echte Recovery erkennt man an harten Fakten:
- Steigende Auftragseingänge
- Wachsende Investitionen
- Mehr Vollzeitstellen
- Höhere Kapazitätsauslastung
- Steigende Löhne
Aber Vorsicht: Nicht jede Erholung ist nachhaltig. Wenn der Aufschwung nur von Staatshilfen oder billigem Geld getragen wird, steht er auf wackligen Beinen. Eine gesunde Recovery braucht echtes Wachstum, nicht nur künstliche Beatmung.
Besonders knifflig wird’s bei globalen Krisen. Dann erholen sich manche Länder schneller als andere, was zu neuen Ungleichgewichten führt. Nach 2008 boomte China längst wieder, während Europa noch in der Eurokrise steckte.
Die Recovery ist wie eine Genesung: Man muss ihr Zeit geben und darf nichts überstürzen. Zu frühe Zinserhöhungen können den Aufschwung abwürgen, zu späte die nächste Blase schaffen. Notenbanken und Regierungen müssen den richtigen Zeitpunkt finden, die Stützräder abzumontieren.
Am Ende ist jede Recovery anders – aber alle haben eins gemeinsam: Sie trennen die robusten von den anfälligen Unternehmen. Wer mit gesunder Bilanz und gutem Geschäftsmodell in die Krise ging, steht meist als Erster wieder auf. Die anderen müssen hoffen, dass die Recovery schnell genug kommt.