Gesellschafter-Geschäftsführervertrag in einer GmbH: Muster und rechtliche Aspekte

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Der Gesellschafter-Geschäftsführervertrag in einer GmbH ist ein zentrales Instrument zur Regelung der Beziehungen zwischen der Gesellschaft und den geschäftsführenden Gesellschaftern. Er definiert die Rechte und Pflichten des Geschäftsführers, was für die Organisationsstruktur und die Geschäftsführung von entscheidender Bedeutung ist. Dieser Vertrag legt fest, wie der Geschäftsführer die GmbH leitet, und sorgt für eine klare Abgrenzung der Verantwortungsbereiche.

Rechtlich gesehen, ist der Gesellschafter-Geschäftsführervertrag besonders wichtig, da er sowohl arbeitsrechtliche als auch gesellschaftsrechtliche Elemente enthält. Er muss daher sorgfältig formuliert sein, um Interessenkonflikte zu vermeiden und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sicherzustellen. Die Vertragsinhalte umfassen typischerweise Bestimmungen zur Vergütung, zu Dienstpflichten, zur Haftung und zu Wettbewerbsverboten. Diese Verbote können direktem oder indirektem Wettbewerb gelten.

Was ist ein Gesellschafter-Geschäftsführervertrag?

Die Beziehung zwischen den Gesellschaftern und dem Geschäftsführer in einer GmbH ist durch eine Dualität gekennzeichnet. Einerseits ist der Geschäftsführer Angestellter der GmbH und unterliegt den Weisungen der Gesellschafterversammlung. Andererseits, als Gesellschafter, hat er ein Interesse am Unternehmenserfolg und ist an strategischen Entscheidungen beteiligt.

Der Gesellschafter-Geschäftsführervertrag dient dazu, diese Doppelrolle klar zu definieren und ein Gleichgewicht zwischen den Rechten und Pflichten des Geschäftsführers als Angestellter und als Teilhaber der Gesellschaft zu schaffen. Dadurch wird eine transparente und effektive Unternehmensführung ermöglicht, die sowohl den Interessen der Gesellschaft als auch denen der Gesellschafter dient.

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Gesetzliche Grundlagen und rechtliche Rahmenbedingungen

Bei der Erstellung eines Gesellschafter-Geschäftsführervertrags in einer GmbH müssen spezifische gesetzliche Bestimmungen und rechtliche Anforderungen berücksichtigt werden. Zentral sind hier das GmbH-Gesetz (GmbHG), das Handelsgesetzbuch (HGB) sowie relevante arbeitsrechtliche Vorschriften.

Das GmbHG regelt unter anderem die Bestellung und Abberufung von Geschäftsführern, ihre Vertretungsbefugnisse und Haftungsfragen. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die angemessene Gestaltung der Vergütung, die sowohl steuerrechtliche als auch sozialversicherungsrechtliche Implikationen hat.

Betonung der Bedeutung der Vertragskonformität

Die Vertragskonformität ist von höchster Bedeutung, um rechtliche Risiken zu minimieren. Der Vertrag muss klar und eindeutig formuliert sein, um Missverständnisse zu vermeiden und die Einhaltung aller relevanten Gesetze und Vorschriften zu gewährleisten. Dies umfasst auch die Berücksichtigung von Regelungen zum Wettbewerbsverbot und zur Vertraulichkeit.

Die Einhaltung dieser rechtlichen Rahmenbedingungen ist entscheidend, um potenzielle Haftungsrisiken für den GmbH Geschäftsführer und die Gesellschafter zu vermeiden und um die Rechtssicherheit innerhalb der GmbH zu gewährleisten.

Ein konform gestalteter Gesellschafter-Geschäftsführervertrag trägt somit wesentlich zur Stabilität und zum reibungslosen Betrieb der Gesellschaft bei, egal ob der Gesellschafter hieran unmittelbar oder mittelbar beteiligt ist.

Gesellschafter-Geschäftsführervertrag GmbH Muster

Um Ihnen eine konkrete Vorstellung von einem Gesellschafter-Geschäftsführervertrag zu geben, haben wir ein praktisches Beispiel für eine Muster GmbH erstellt. Dieses Muster ist als kostenfreier Download verfügbar und soll Ihnen als Orientierungshilfe dienen. Es ermöglicht Ihnen, die typische Struktur und die wesentlichen Elemente eines solchen Vertrages besser zu verstehen.

Bitte beachten Sie, dass dieses Muster als allgemeine Vorlage dient und möglicherweise an die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten Ihres Unternehmens angepasst werden muss. Wir empfehlen, bei der Erstellung eines individuellen Vertrags stets juristischen Rat einzuholen.

(FREE DOWNLOAD – öffnet sich in einem neuen Fenster)

*Anmerkungen: Dieser beispielhaft formulierte Vertragstext zu Anstellung eines Gesellschafter-Geschäftsführers ersetzt bzw. ergänzt den Mustertext zu einem Dienstvertrag zwischen einer GmbH und einem Fremd-Geschäftsführer durch spezifische Vertragsklauseln. 

FAQ zum Vertrag

Bei der Anstellung eines Geschäftsführers der Gesellschaft sind nachfolgende steuer- und versicherungsrechtliche Besonderheiten zu beachten:

Wann gilt ein Gesellschafter als „beherrschend“? 

Übt ein Gesellschafter maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidungen einer GmbH aus, so liegt die Annahme nahe, dass er das Unternehmen kraft seiner Position „beherrscht“. Davon ist auszugehen, wenn er in der Lage ist, seine Entscheidungen allein im Unternehmen durchzusetzen. Der Begriff des „beherrschenden“ Gesellschafters wird sinngemäß aus dem Wortlaut des § 17 Aktiengesetz abgeleitet.

Betriebsausgaben oder verdeckte Gewinnausschüttung?  

Der Geschäftsführeranstellungsvertrag wirft eine Reihe steuerlicher Probleme auf. Dies betrifft vor allem Vereinbarungen zur Anstellung mit beherrschenden Gesellschaftern.  

So gilt es zu klären, ob die Leistungen an den Gesellschafter-Geschäftsführer als steuerlich abzugsfähige Betriebsausgaben oder als verdeckte Gewinnausschüttung (vGA) zu betrachten sind. 

Verdeckt ausgeschüttete Gewinne gehen im Rahmen der Veranlagung zur Einkommensteuer zu Lasten des begünstigten Gesellschafters und können betrieblich nicht von der Steuer angesetzt werden.

Was bedeutet „vorab“ als Voraussetzung für eine steuerliche Anerkennung?

Vereinbarungen zwischen einer GmbH und dem beherrschenden Gesellschafter werden steuerrechtlich nur anerkannt, wenn sie im voraus klar und eindeutig getroffen wurden. Rückwirkende Vereinbarungen sind steuerrechtlich irrelevant. 

Ob die Höhe der Vergütung des Geschäftsführers bereits grundlegend vorab bei seiner Anstellung vereinbart und nicht erst zu einem späteren Zeitpunkt fixiert wurden, lässt sich inhaltlich nur durch Vorlage des wirksam geschlossenen Geschäftsführer Anstellungsvertrag belegen. 

Welche Bezüge gelten als angemessen? 

Darüber hinaus müssen die Bezüge des Gesellschafter-Geschäftsführers angemessen sein. Nur in diesem Fall handelt es sich um abzugsfähige Betriebsausgaben. Eine überhöht festgesetzte Vergütung wird steuerlich als verdeckte Gewinnausschüttung behandelt. Als Vergleichsmaßstab gelten die Bezüge eines gesellschaftsfremden Geschäftsführers. Für die Prüfung der Angemessenheit werden sämtliche geldwerten Vorteile berücksichtigt.

Gleiches gilt auch für die steuerliche Anerkennung einer Tantiemeregelung mit dem Gesellschafter-Geschäftsführer. Auch diese Vereinbarung muss im voraus vertraglich fixiert sein.

Wann ist der Gesellschafter-Geschäftsführer sozialversicherungspflichtig? 

Wird ein Geschäftsführer der Gesellschaft bestellt und verfügt der Geschäftsführer über mindestens der Hälfte der Geschäftsanteile des Unternehmens, so besteht keine Weisungsgebundenheit und somit keine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.

Hält der Gesellschafter-Geschäftsführer weniger als 50 % der Geschäftsanteile, so beurteilt sich die Frage der Weisungsgebundenheit und damit der Versicherungspflicht nach den tatsächlichen Umständen des Einzelfalls.

Verhandlung und Anpassung des Vertrags

Die Verhandlung und Anpassung eines Gesellschafter-Geschäftsführervertrags in einer GmbH sind kritische Prozesse, die maßgeblich zur Effektivität und rechtlichen Stabilität der Vereinbarung beitragen. Dieser Abschnitt soll Ihnen wichtige Einblicke und Empfehlungen zur erfolgreichen Gestaltung und Anpassung dieser Verträge bieten.

Schlüsselaspekte bei der Verhandlung

  1. Klarheit und Präzision: Der Vertrag sollte klar und präzise formuliert werden, um Unklarheiten und Interpretationsspielräume zu vermeiden. Dies beinhaltet detaillierte Beschreibungen von Rollen, Verantwortlichkeiten und Vergütungsstrukturen.
  2. Einbeziehung aller Beteiligten: Alle relevanten Parteien, einschließlich der Geschäftsführung, Gesellschafter und ggf. externe Berater, sollten in den Verhandlungsprozess einbezogen werden. Dies stellt sicher, dass alle Perspektiven berücksichtigt und mögliche Interessenkonflikte adressiert werden.
  3. Anpassung an Unternehmensbedürfnisse: Der Vertrag muss an die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten des Unternehmens angepasst werden. Standardisierte Vertragsvorlagen können als Ausgangspunkt dienen, sollten aber individuell modifiziert werden.

Anpassungsstrategien

  1. Berücksichtigung rechtlicher Änderungen: Gesetzliche Bestimmungen und Marktbedingungen ändern sich ständig. Der Vertrag sollte regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden, um seine Aktualität und Compliance sicherzustellen.
  2. Flexible Vergütungsmodelle: Die Vergütungsstruktur sollte nicht nur die aktuelle Marktlage widerspiegeln, sondern auch flexibel genug sein, um auf Veränderungen in der Geschäftsentwicklung und Leistung des Geschäftsführers zu reagieren.
  3. Vorsorge für Konfliktsituationen: Der Vertrag sollte Mechanismen zur Konfliktlösung enthalten, wie Schlichtungsverfahren oder Mediation. Diese helfen, Streitigkeiten effizient zu lösen, ohne auf gerichtliche Auseinandersetzungen zurückgreifen zu müssen.

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Vertragliche und rechtliche Fallstricke

Potenzielle vertragliche und rechtliche Fallstricke in einem Gesellschafter-Geschäftsführervertrag umfassen unklare Formulierungen, die zu Interpretationsspielraum führen, sowie die Nichtbeachtung relevanter gesetzlicher Vorschriften.

Ein häufiger Fehler ist die unzureichende Definition von Aufgaben und Verantwortlichkeiten, was zu Konflikten zwischen Geschäftsführung und Gesellschaftern führen kann. Ebenso problematisch ist die Vernachlässigung von Regelungen zur Vergütung und zu Wettbewerbsverboten, was rechtliche und steuerliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.

Zudem können Probleme entstehen, wenn nicht genau festgelegt wird, dass der Geschäftsführer für die Dauer seiner Tätigkeit die Rechte und Pflichten vollumfänglich wahrnimmt und er verpflichtet ist, sich an den Beschränkungen des § 181 BGB zu orientieren, was insbesondere dann relevant wird, wenn er sich mittelbar an Geschäften der GmbH beteiligen möchte.

Strategien zur Risikominimierung und Konfliktlösung

Zur Risikominimierung ist eine präzise und umfassende Vertragsgestaltung unerlässlich. Dies beinhaltet die klare Definition von Rollen, Verantwortlichkeiten und Vergütungsstrukturen. Es ist ratsam, rechtliche Expertise einzubeziehen, um sicherzustellen, dass alle relevanten gesetzlichen Anforderungen erfüllt sind. Zur Konfliktlösung sollten im Vertrag Mechanismen wie Schlichtungsverfahren oder Mediation vorgesehen werden.

Diese ermöglichen eine effiziente Beilegung von Streitigkeiten, ohne auf langwierige und kostspielige rechtliche Auseinandersetzungen zurückgreifen zu müssen. Durch die Einbindung solcher Klauseln wird die Grundlage für eine konstruktive und lösungsorientierte Konfliktbewältigung innerhalb der GmbH geschaffen.

Rechtliche Beratung und Unterstützung

Die Notwendigkeit einer rechtlichen Beratung bei der Erstellung und Überprüfung von Gesellschafter-Geschäftsführerverträgen kann nicht genug betont werden. Angesichts der Komplexität der rechtlichen Rahmenbedingungen und der potenziellen Risiken, die mit unzureichend formulierten Verträgen verbunden sind, ist fachkundige Unterstützung unerlässlich.

Juristische Experten gewährleisten, dass der Vertrag nicht nur alle relevanten gesetzlichen Anforderungen erfüllt, sondern auch die spezifischen Bedürfnisse der Gesellschaft und der beteiligten Personen berücksichtigt.

Informationen über die Rolle von Anwälten und Rechtsberatern

Anwälte und Rechtsberater spielen eine entscheidende Rolle in diesem Prozess. Sie bringen nicht nur ihr Wissen über das Gesellschafts- und Arbeitsrecht ein, sondern verstehen auch die steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Implikationen der Vertragsgestaltung. Ihre Expertise ist besonders wertvoll bei der Formulierung klarer, eindeutiger Klauseln, die Missverständnisse vermeiden und die Rechte und Pflichten aller Parteien transparent machen.

Darüber hinaus können sie bei der Entwicklung von Konfliktlösungsmechanismen beraten, die zur Vermeidung von Rechtsstreitigkeiten beitragen. Die Einbeziehung von Anwälten und Rechtsberatern in den Prozess der Vertragsgestaltung und -überprüfung ist somit ein wesentlicher Schritt, um die rechtliche Integrität des Vertrags zu sichern und die langfristige Stabilität der Geschäftsbeziehungen innerhalb der GmbH zu fördern.

Fazit

Der Gesellschafter-Geschäftsführervertrag in einer GmbH ist ein zentrales Instrument, das eine grundlegende Rolle in der Strukturierung und Führung des Unternehmens spielt. Dieser Vertrag definiert nicht nur die Beziehung zwischen den geschäftsführenden Gesellschaftern und der GmbH, sondern legt auch die Rahmenbedingungen für eine effektive und rechtskonforme Unternehmensführung unter der vorherigen Zustimmung der Gesellschafterversammlung fest.

Die Komplexität dieses Vertrages ergibt sich aus seiner Dualität, die arbeitsrechtliche sowie gesellschaftsrechtliche Elemente vereint. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Ausgestaltung der Vertragsbestandteile wie Vergütung, Dienstpflichten, Haftung und Wettbewerbsverbote, um sowohl gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden als auch die Interessen gegenüber der Gesellschaft zu wahren.

Die Verhandlung und Anpassung des Vertrages stellen wesentliche Schritte dar, um auf Änderungen in rechtlichen Rahmenbedingungen, Marktbedingungen und unternehmensinternen Anforderungen reagieren zu können. Dabei ist die Einbeziehung aller beteiligten Parteien und die Nutzung rechtlicher Expertise unerlässlich, um einen klaren, eindeutigen und zukunftsfähigen Vertrag zu gestalten.

Abschließend ist festzuhalten, dass der Gesellschafter-Geschäftsführervertrag nicht nur ein rechtliches Dokument ist, sondern auch ein strategisches Werkzeug, das zur Stabilität, Transparenz und zum Erfolg der GmbH beiträgt. Die sorgfältige Ausarbeitung und fortlaufende Anpassung dieses Vertrages sind daher unverzichtbare Aufgaben, die zur langfristigen Sicherung und zum Wachstum des Unternehmens beitragen.

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