Covenants

Covenants sind vertragliche Zusagen oder Verpflichtungen, die in Kreditverträgen, Anleiheemissionen oder anderen Finanzierungsvereinbarungen festgehalten werden. Sie fungieren als Sicherheitsnetz für Gläubiger und legen fest, was ein Kreditnehmer tun oder lassen muss. Im Unternehmenskontext sollen sie sicherstellen, dass sich die finanzielle Lage des Schuldners während der Kreditlaufzeit nicht dramatisch verschlechtert.

Für den Kreditgeber sind sie ein wirksames Instrument zur Risikobegrenzung, für den Kreditnehmer manchmal eine einschränkende Fessel. Doch wie so oft im Leben liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Positive und negative Covenants – zwei Seiten einer Medaille

Covenants kommen in zwei Grundvarianten daher: positiv und negativ. Positive Covenants (auch affirmative Covenants genannt) verpflichten den Kreditnehmer zu bestimmten Handlungen. Dazu gehört beispielsweise, regelmäßig Finanzberichte vorzulegen, Vermögenswerte zu versichern oder bestimmte Unternehmenskennzahlen aufrechtzuerhalten. Sie bilden sozusagen die “Du-sollst”-Kategorie.

Negative Covenants hingegen beschränken, was ein Unternehmen tun darf. Sie verbieten etwa übermäßige Verschuldung, Verkauf wesentlicher Vermögenswerte oder Ausschüttung zu hoher Dividenden. Diese “Du-sollst-nicht”-Regeln sollen verhindern, dass ein Unternehmen seine Rückzahlungsfähigkeit gefährdet oder das Kreditrisiko erhöht.

Die Kunst bei der Vertragsgestaltung liegt darin, Covenants so zu formulieren, dass sie den Kreditgeber angemessen schützen, ohne das operative Geschäft des Kreditnehmers zu ersticken – ein Balanceakt, der in Verhandlungen oft für Spannung sorgt.

Finanzielle Covenants im Praxiseinsatz

Besonders verbreitet sind finanzielle Covenants, die konkrete Kennzahlen festlegen. Sie funktionieren wie Fieberthermometer für die Unternehmensgesundheit und lösen bei Grenzwertüberschreitung Alarm aus. Zu den gängigsten gehören:

Die konkreten Schwellenwerte werden individuell verhandelt und hängen von Faktoren wie Branche, Unternehmensgröße und allgemeiner Risikoeinschätzung ab. Was in einem stabilen Industrieunternehmen als konservativ gilt, kann für ein wachstumsstarkes Tech-Startup bereits eine lähmende Fessel sein.

Covenant-Bruch – was nun?

Die spannende Frage lautet: Was passiert, wenn ein Covenant gebrochen wird? Theoretisch berechtigt ein solcher Bruch den Kreditgeber zur sofortigen Fälligstellung – ein Szenario, das für beide Seiten meist unerwünscht ist. In der Praxis führt ein Covenant-Bruch daher zunächst zu Nachverhandlungen.

Der Kreditnehmer kann eine “Waiver” (Verzichtserklärung) beantragen, in der der Gläubiger auf die Durchsetzung seiner Rechte verzichtet. Alternativ werden die Bedingungen angepasst (“Amendment”), meist gegen eine zusätzliche Gebühr oder höhere Zinsen. In schwierigeren Fällen können Schuldenrestrukturierungen oder zusätzliche Sicherheiten erforderlich werden.

Wichtig zu verstehen: Covenants sind Frühwarnsysteme, keine Todesurteile. Sie sollen Probleme aufzeigen, bevor diese existenzbedrohend werden, und beide Parteien an einen Tisch bringen, solange noch Handlungsspielraum besteht.

Branchentrends und Entwicklungen

Der Markt für Kreditvereinbarungen unterliegt ständigem Wandel. In Zeiten lockerer Geldpolitik und hoher Liquidität entstehen häufig “Covenant-lite”-Kredite mit weniger strengen Auflagen. In Krisenzeiten schwingen das Pendel zurück zu strengeren Bedingungen.

Interessant zu beobachten ist auch die zunehmende Bedeutung von ESG-Covenants (Environmental, Social, Governance), die Nachhaltigkeitsziele in Kreditvereinbarungen verankern. Ein Unternehmen könnte etwa Zinsvorteile erhalten, wenn es seinen CO2-Fußabdruck reduziert oder Diversitätsziele erreicht.

Die Digitalisierung bringt zudem neue Möglichkeiten des Covenant-Monitorings mit sich. Automatisierte Systeme überwachen kontinuierlich die Einhaltung und ermöglichen frühzeitige Interventionen, lange bevor eine offizielle Berichtspflicht Probleme aufdecken würde.

Unterm Strich bleiben Covenants ein unverzichtbares Instrument im Finanzierungsalltag – mal strenger, mal lockerer, aber immer ein Spiegelbild des wirtschaftlichen Klimas und der Machtverhältnisse zwischen Kapitalgebern und -nehmern.