Leveraged Buy-Out
Der Leveraged Buy-out, kurz LBO, gehört zu den spektakulärsten Deals der Finanzwelt. Mit minimalem Eigenkapital und maximalem Fremdkapital werden ganze Firmen gekauft – ein riskantes Spiel mit enormen Gewinnchancen.
Das Grundprinzip
Ein LBO funktioniert wie der Kauf eines Hauses mit Hypothek – nur viel extremer. Der Käufer bringt wenig eigenes Geld mit, der Großteil kommt von Banken. Das Besondere: Die gekaufte Firma muss später selbst für die Kredite geradestehen.
Die Hauptakteure
Wer mischt bei einem LBO mit? Ein komplexes Geflecht von Beteiligten:
- Private-Equity-Gesellschaften orchestrieren den Deal und steuern einen Teil des Eigenkapitals bei.
- Banken finanzieren den Löwenanteil, oft in mehreren Tranchen mit unterschiedlichen Risiken.
- Das Management ist meist involviert und kauft sich selbst mit ein – das schafft Anreize.
Die Suche nach Zielunternehmen
Nicht jede Firma eignet sich für einen LBO. Die idealen Kandidaten haben:
- Stabile Cashflows für den Schuldendienst
- Versteckte Wertsteigerungspotenziale
- Nicht zu viele Altschulden auf den Büchern
Strukturierung des Deals
Hier wird’s technisch: Der Kaufpreis wird meist zu 70-80% über Fremdkapital finanziert. Die Kunst liegt in der richtigen Mischung verschiedener Finanzierungsbausteine. Vorrangige Bankkredite, nachrangige Darlehen, Mezzanine-Kapital – jeder Baustein hat seine eigenen Konditionen.
Nach dem Kauf
Jetzt beginnt die eigentliche Arbeit. Das neue Management muss:
- Die Schulden bedienen
- Die operative Effizienz steigern
- Nicht-betriebsnotwendiges Vermögen verkaufen
- Das Wachstum ankurbeln
Risiken und Nebenwirkungen
LBOs sind nichts für schwache Nerven. Eine Rezession oder steigende Zinsen können schnell gefährlich werden. Die hohe Verschuldung lässt wenig Spielraum für Fehler. Nicht umsonst enden einige LBOs in der Insolvenz.
Exit-Strategien
Der Ausstieg will gut geplant sein. Typische Optionen sind:
- Börsengang des sanierten Unternehmens
- Verkauf an einen strategischen Investor
- Weiterverkauf an einen anderen Finanzinvestor
Berühmte Beispiele
Die Geschichte kennt legendäre LBOs. RJR Nabisco wurde 1988 für 25 Milliarden Dollar übernommen – damals ein Rekord. Auch Hilton Hotels, Hertz und TXU wurden per LBO gekauft. Nicht alle Deals waren erfolgreich, aber alle haben die Finanzwelt geprägt.
Der Leveraged Buy-out bleibt ein faszinierendes Instrument der Unternehmensfinanzierung. Kritiker sehen darin reine Finanzspekulationen, Befürworter ein wichtiges Werkzeug zur Unternehmenssanierung. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.
Übrigens: Die fetten Jahre der mega-LBOs sind erstmal vorbei. Heute sind die Deals kleiner, die Finanzierung vorsichtiger strukturiert. Die Lehren aus der Finanzkrise haben ihre Spuren hinterlassen. Aber totgesagt wurde der LBO schon oft – und er lebt immer noch.