Unternehmensnachfolge geregelt, aber an aufhören ist nicht zu denken
„Meine Firma ist mein Kind“, sagt Hartmut Walcher. Die Unternehmensnachfolge hat der 76-jährige bereits geregelt. Ganz aussteigen aus der Firma möchte er jedoch nicht. Aus unterschiedlichen Gründen.
Der Sohn ist vor 15 Jahren in die Firma eingestiegen. Das verlief relativ reibungslos, weil Hr. Walcher die Firma zu Hause immer positiv dargestellt hat und der Übergang sehr fließend durchgeführt wurde. Die Aufgabenteilung und Verantwortung hat sich somit über die Jahre fast automatisch in Richtung des Sohnes verlagert.
Der Senior hat die Firma durch viele gute aber auch einige schwierige Zeiten manövriert. Es ist offensichtlich, dass er diese Verbindung zur Firma nicht aufgeben möchte. „Es geht leider nicht mehr ganz so wie früher. Die Auffassungsgabe und das Erinnerungsvermögen lässt nach. Das ist das, was mich am meisten belastet.“ Dennoch macht ihm die Arbeit nach wie vor Spaß, sonst würde er es nicht mehr machen, so sagt er.
Hr. Walcher hat mittlerweile auf 35 Stunden pro Woche reduziert und ist hauptsächlich nur noch als Unterstützer und Berater im Unternehmen tätig. „Es ist nicht immer leicht, aber ich muss mich mit der Zeit immer überflüssiger machen in der Firma. Das ist Sinn der Sache bei der Unternehmensübergabe. Denn ich will sicher sein, dass die Firma auch ohne mich in der Zukunft weiter wachsen kann.“
Erleichtert ist Hr. Walcher nicht, dass er Verantwortung abgeben muss. „Die Firma ist immer noch mein Kind und ich mache das gerne. Aber ich habe Glück, dass mein Sohn ähnlich denkt wie ich.“ So liegen Führung und alle Entscheidungen zwar immer voll beim Sohn, aber selten weit entfernt von den Vorstellungen des Vaters.
Sollte ein plötzliches und unvorhergesehenes Ausscheiden eintreten, sind Übergabe und alle Vollmachten klar geregelt. An ein komplettes Ausscheiden denkt Hr. Walcher jedoch nicht. „Wenn es ideal läuft, dann tragen sie mich irgendwann im Sarg hier raus.“, lacht er.
Sein Leben hat sich immer um die Firma gedreht. Einer Leere, nach einem kompletten Ausscheiden aus der Firma, ist er sich bewusst. „Privat fehlen mir die Alternativen. Der Sport geht leider auch nicht mehr ganz so wie früher.“ Der Aufbau eines Bekanntenkreises fiel ihm neben der anspruchsvollen Zeit als Unternehmer schwer. Sein Ziel war immer, die Firma weiter wachsen zu lassen. So hat sich das Bedürfnis nach mehr Freizeit nie richtig ergeben.
„Mehrmals Urlaub im Jahr brauche ich nicht und meine Frau sieht das glücklicherweise genau so. Nach drei Wochen Urlaub, freue ich mich dann auch schon wieder auf die Arbeit.“ lacht Herr Walcher. Trotzdem versucht er die Stundenanzahl mit der Zeit so gut es geht weiter zu verringern.
Anderen Unternehmern rät Hr. Walcher unbedingt einen fließenden Übergang. Entweder über die Kinder oder über einen Teilhaber, den man dann über ein paar Jahre aufbaut. Wenn die eigenen Kinder für die Übernahme in Frage kommen, dann sollte man stets darauf achten, sich auf die positiven Dinge in der Firma zu konzentrieren und die Firma entsprechend positiv zu Hause darzustellen.
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