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Episode #029: Im Zeitalter der Digitalisierung ein Hotel fortführen

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Jörg Pahl-Meinl führt im Zeitalter der Digitalisierung zusammen mit seiner Frau erfolgreich das Meinl Hotel in Neu-Ulm/Reutti. Nachdem ihre Eltern den Betrieb übergeben wollten, stimmten beide nach langen Überlegungen zu. Welche Herausforderungen sich ihnen stellten und warum die Digitalisierung unumgänglich ist – alle Antworten in diesem Artikel.

Näheres zu dem Hotel und den Inhabern 

Das Hotel samt Restaurant liegt circa 6 Kilometer außerhalb von Ulm im Grünen. Das Vier-Sterne-Hotel wird bereits in der vierten Generation geführt und bietet neben 30 Zimmern auch verschiedene Veranstaltungs- und Tagungsräume. Somit es vor allem für Geschäftsreisenden eine geeignete Unterkunft. Gerade die Nähe zu großen Unternehmen wie Daimler, Gardena, Husqvarna oder auch Ratiopharm sorgt für die Auslastung unter der Woche. Aber auch der starke Mittelstand in der Region Ulm sorgt neben einer guten Auslastung für eine niedrige Arbeitslosenquote, welche wiederum zu Schwierigkeiten in der Mitarbeitersuche führt. 

Pahl-Meinl hat seine heutige Frau bei Mercedes kennengelernt. Diese lernte selbst zuvor im Hotelfach, hatte aber eigentlich bereits mit dem Beruf abgeschlossen. Nach längerem Überlegen wurden die Jobs bei Mercedes gekündigt, um sich voll auf das Hotel zu konzentrieren. Außerdem gehen von den insgesamt fünf Kindern des Ehepaars heute zwei in die Richtung der Hotellerie und Gastronomie, was ein weiterer Grund war, das Hotel zu übernehmen. 

So könnte das Hotel eines Tages an die nächste Generation übergeben werden. Doch zunächst sollen die Kinder ihre eigenen Interessen verfolgen.

So ist die Übergabe abgelaufen

Jörg Pahl-Meinl weist zunächst auf die Komplexität des Themas hin. Eine Übergabe gestalte sich steuerrechtlich nicht ganz einfach, daher seien Berater das A & O! Ohne Berater wäre die Übergabe nicht möglich gewesen. Dabei weist Herr Pahl-Meinl auch darauf hin, dass es nicht nur einen Steuerberater, sondern auch Rechtsanwälte und Nachfolgeberater benötigt. An sich ging die Übergabe jedoch recht zügig vonstatten, sodass man sich vorher nicht mit Dingen wie der Schenkungssteuer und Freibeträgen auseinandersetzen konnte.

Ein Tipp von Herrn Pahl-Meinl: “Viele Köche verderben den Brei” – wenn der Entschluss der Nachfolge gefasst ist, sollte klar werden, wer das Sagen hat, denn eine neue Generation bedeutet oft auch neue Ideen. Wenn die beiden Generationen in eine Diskussion gehen, kann dies auch oftmals zum Scheitern der Übergabe führen.

In diesem Fall haben Jörg Pahl-Meinl und seine Frau das Hotel von deren Eltern abgekauft, sodass es ihnen gehört. So wurden weitere Problempotenziale aus dem Weg geräumt.

Die größten Herausforderungen im Nachfolgeprozess

Längere Zeit war nicht sicher, ob das Hotel übernommen werden würde, da die Kinder zu diesem Zeitpunkt nicht an einer Übernahme interessiert waren. Aus diesem Grund investierten die Eltern weniger in das Hotel. Dadurch musste das Niveau entsprechend wieder angepasst und der Investitionsstau aufgehoben werden. 

Generell hätte das Hotel von den alten Inhabern wie gehabt weitergeführt werden sollen, ohne, dass ein Investitionsstau eintritt. Jedoch ist dies der Tatsache geschuldet, dass kein Nachfolger vorhanden war. Generell sollte immer der bestmögliche Grundstein für die Übergabe gelegt werden.

Das größte Gut sieht Meinl jedoch in seinen Mitarbeitern. Momentan könne er sich auf ein großartiges Team verlassen, jedoch war es auch wichtig, sich von Mitarbeitern zu trennen, die nicht mit ziehen wollten. Hier hätte es dazu kommen können, dass vorherige Mitarbeiter sich gegenüber neuen Ideen verschließen und so auch einen negativen Effekt auf neue Mitarbeiten ausüben können. 

Darüber hinaus hat der Herr Meinl vor allem die Personalführung und die damit einhergehende Verantwortung für Familien und Mitarbeiter als größte Umstellung zum vorherigen Lebens als Angestellter wahrgenommen. 

Wie geht es dem Unternehmen seit der Nachfolge? 

Bei Meinl führte die Nachfolge vor allem zu Wachstum. Inzwischen eröffneten sie ein weiteres Hotel, so wie ein Café an der Donau. Das Hotel ist jedoch kein Vier-Sterne-Hotel, sodass die beiden Hotels nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Auch das Café soll dem Hotel keine Konkurrenz machen, da es sich hier um ein Tages-Café handelt, welches Abends eine kleine Bar ist. 

Vor der Übernahme waren die Nachfolger schon im Bereich der Digitalisierung aktiv. So wurden beispielsweise die handschriftlichen Arbeiten gegen eine Hotel-Software ausgetauscht. Generell bei der Digitalisierung mit halten zu können, war und ist von größter Bedeutung. So haben Portale wie booking.com eine besondere Machtstellung in der Branche. Über sie können vielfach Buchungen vollzogen werden.

Prozentual für den Wettbewerb gesehen ergibt sich jedoch kein großes Leiden durch Anbieter wie Airbnb, aber während Hotels viel Geld in Brandschutz & Co. investieren müssen, entfällt das für Privatvermietungen. So entstehen gewisse Ungerechtigkeiten. 

Bei einem Hotel ist es jedoch nicht möglich, sein Geschäftsmodell so zu überdenken, dass es rein digital ist. Dies ist bei Vermittlern wie Booking.com, Airbnb oder auch Uber der Fall, die keine eigenen Zimmer oder Taxis besitzen. 

Sollte der Altunternehmer sich noch um Digitalisierung kümmern oder den Neuen machen lassen?

Wer jetzt die Zeit verpasst, könnte hinten heraus Probleme bekommen. Das größte Problem könnte sein, dass der erwünschte Nachfolger womöglich ausbleibt.

Man kann das Unternehmen mithilfe der Digitalisierung übergabefähig machen, was dazu führt, dass schneller ein Nachfolger gefunden wird und ein höherer Verkaufspreis erzielt. 

Andererseits kann auch argumentiert werden, dass das Fehlen einer digitalen Struktur als Chance für den Nachfolger gesehen werden kann, da dieser so das volle Potenzial des Wachstums ausschöpfen kann.

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