Übergabefähigkeit - Unternehmer Radio
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Episode #014: Nachfolge Lexikon – Die Übergabefähigkeit Ihres Unternehmens

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Die Übergabefähigkeit Ihres Unternehmens stellt eine entscheidende Bedingung für den Erfolg der Nachfolge dar. So finden viele Unternehmer häufig keinen Nachfolger, da der Betrieb unzureichend vorbereitet wurde. Damit Ihnen das nicht passiert, widmet sich diese Episode der Definition der Übergabereife und allen wichtigen Zusammenhängen.

Die Fragen der Episode #014:

Was bedeutet denn der Begriff Übergabefähigkeit genau?

Jeder Unternehmer bringt seit der Gründung sein eigenes Wissen, seine Fähigkeiten und seine Kontakte in seine Firma ein. Die Übergabefähigkeit einer Firma ist umso besser, je mehr von diesen Punkten im Laufe der Zeit von der Person des Unternehmers auf die Unternehmung übertragen worden ist.

Welche Rolle spielt diese bei der Nachfolge?

Im Rahmen der Nachfolge spielt sie eine wichtige Rolle. Eine Unternehmung, die von ihrem Gründer inzwischen vollkommen unabhängig funktioniert, könnte prinzipiell von jedem Nachfolger übernommen werden, auch von einem reinen Finanzinvestor.

Mit jedem Punkt, der noch am Übergeber hängt, wird eine weitere Anforderung an den Nachfolger gestellt, und somit wird der Kreis der möglichen Nachfolger schlicht und ergreifend immer kleiner. Kann z.B. bisher nur der Chef Angebote kalkulieren, so muss er jemanden suchen, der das auch kann. Kann bisher nur der Chef neue Produkte entwickeln, weil er bspw. Der einzige Ingenieur in der Firma ist, so muss er jemanden suchen, der auch Ingenieur der gleichen Fachrichtung ist und entwickeln kann.

Je schlechter also die Übergabefähigkeit ist, desto weniger Nachfolger kommen in Frage. Angesichts der aktuellen Situation, in der wir in Deutschland ohnehin einen Mangel an Nachfolgern verzeichnen müssen, heißt das leider häufig folgendes: Unternehmen mit einer geringen Übergabefähigkeit finden keinen Nachfolger.

Ist dieser Faktor nur bei den Fällen wichtig, wo die Firma tatsächlich verkauft wird?

Nein, die Übergabefähigkeit ist bei allen drei Formen der Nachfolge von großer Bedeutung.

Erfolgt die Nachfolge innerhalb der Familie oder innerhalb der Firma, besteht im Rahmen der Vorbereitungsphase allerdings bereits die Möglichkeit, mit der Übertragung von Wissen, Erfahrungen und/oder Kontakten auf den späteren Nachfolger zu beginnen.

Wenn die Nachfolge im Rahmen des Verkaufs geregelt werden soll, bestimmt die Übergabefähigkeit, nach welchem Typ von Nachfolger gesucht wird. Müssen noch Wissen, Erfahrungen und/oder Kontakte übertragen werden, muss dies i.d.R. nach der rechtlichen Übertragung passieren.

Was für Firmen sind besonders häufig nicht übergabefähig?

Je kleiner die Firma ist, desto größer ist das Risiko, dass sie nicht übergabefähig ist.

Der Extremfall ist der Einzelunternehmer oder Freiberufler, der Unternehmer und Unternehmen in einer Person ist. So gut sein Ruf bei den Kunden auch sein mag, er kann ihn nicht weitergeben oder verkaufen.

Sichtbar wird eine fortgeschrittene Übergabefähigkeit bei Firmen in dem Moment, in dem sie eine Führungsebene aufbauen. Die Führungskräfte übernehmen fachliche und disziplinarische Aufgaben vom Unternehmer, sie treffen selbst Entscheidungen. Der Aufbau einer Abteilungsstruktur ist meist bei Firmen zu beobachten, die um die 20 Mitarbeiter haben.

Wie kann ein Unternehmer denn die Übergabefähigkeit seiner Firma verbessern?

Da die Unternehmensgröße ein wesentlicher Indikator für die Übergabefähigkeit ist, ist das Wachstum der Firma ein wichtiger Hebel.

Mit zunehmender Mitarbeiteranzahl werden Wissen, Aufgaben und Kompetenzen fast automatisch auf mehrere Schultern verteilt und der Unternehmer somit entlastet.

Eine auf Wachstum ausgerichtete Führung ist daher eine gute Vorbereitung für eine erfolgreiche Nachfolgegestaltung.

Gibt es neben der Übertragung von Wissen und Kompetenzen auf Mitarbeiter weitere Möglichkeiten, die Übergabefähigkeit zu verbessern?

Es geht darum sicherzustellen, dass die wertbildenden Faktoren im Unternehmen verbleiben, wenn der Unternehmer nicht mehr zur Verfügung steht. Dies kann wie beschrieben durch organisatorische Maßnahmen umgesetzt werden, gerade heute sind aber auch zunehmend technische Möglichkeiten für die Verbesserung der Übergabefähigkeit vorhanden: mit der Digitalisierung von Geschäftsprozessen werden viele Teile des Geschäftsmodells, die vorher beim Menschen lagen, in die digitale Welt überführt und somit vom Unternehmer abgelöst.

So kann ein Online-Shop dabei helfen, den Vertrieb vom Unternehmer unabhängiger zu machen, und die Digitalisierung von Fertigungsprozessen kann das Wissen über Produktionsabläufe des Inhabers umsetzen.

Wann sollte ein Unternehmer damit beginnen an der Übergabereife zu arbeiten?

Die einfache Antwort kann lauten: Am Tag nach der Gründung. Eine hervorragende Übergabefähgkeit ist das natürliche Ergebnis einer guten Unternehmensführung.

Eine andere Antwort kann lauten: In der Vorbereitungsphase der Nachfolge, also mindestens 3-5 Jahre bevor aktiv die Nachfolgersuche beginnt.

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