Die Eigenkapitalquote errechnen: Bedeutung und Berechnung

Die Eigenkapitalquote errechnen: Bedeutung und Berechnung
Zentrale Fragen des Verkaufsprozesses
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Joachim Merkl für Unternehmer Radio Deutschland.png Geschrieben von Ass. jur. Joachim Merkl

Um gegen Verluste in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gewappnet zu sein, sollten Unternehmen mit einem ausreichend hohen Eigenkapital ausgestattet sein. Denn damit steigt die Kreditwürdigkeit und erleichtert damit den Zugang zu den Kapitalmärkten. Einen verlässlichen Gradmesser für ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen bildet die Eigenkapitalquote ab. Finden Sie hier heraus, wie Sie die Eigenkapitalquote errechnen. 

Was ist die Eigenkapitalquote?

Die Eigenkapitalquote, eine zentrale Bilanzkennzahl, spielt eine wichtige Rolle bei der Bewertung der finanziellen Struktur und Stabilität eines Unternehmens. Sie ist ein Ausdruck des Eigenfinanzierungsgrades, der angibt, in welchem Umfang das Unternehmen seine Aktivitäten durch eigenes Kapital finanziert. Die Kennzahl errechnet sich aus dem Verhältnis des Eigenkapitals zur gesamten Bilanzsumme und ist damit ein Indikator dafür, wie stark das Unternehmen auf Eigenmittel im Vergleich zum Fremdkapital setzt.

Eine hohe Eigenkapitalquote zeigt an, dass ein beträchtlicher Teil der Bilanzsumme durch Eigenkapital gedeckt ist. Dies impliziert einen niedrigeren Grad an Fremdfinanzierung und damit einhergehend ein geringeres finanzielles Risiko. Unternehmen mit einer hohen Eigenkapitalquote sind oft weniger anfällig für wirtschaftliche Schwankungen, da sie nicht in hohem Maße von externen Kapitalgebern abhängig sind. Dies wird besonders beim Leverage-Effekt deutlich: Eine geringere Abhängigkeit von Fremdkapital reduziert das Risiko, das durch die Hebelwirkung von Fremdkapital entsteht, und kann somit die finanzielle Stabilität des Unternehmens stärken.

In der Unternehmensbewertung sind Kennzahlen wie die Eigenkapitalquote unerlässlich, da sie einen schnellen Überblick über die Kapitalstruktur und damit die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens bieten. Ein höherer Eigenfinanzierungsgrad, der durch eine hohe Eigenkapitalquote angezeigt wird, kann die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens verbessern und seine Position am Markt stärken.

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Welche Bedeutung hat die Eigenkapitalquote?

Eine hohe Eigenkapitalquote dokumentiert damit, dass ein Unternehmen nur im geringen Maß von fremden Kapitalgebern abhängig ist. Verluste können aus eigenen finanziellen Mitteln schneller und in der Regel auch kostengünstiger ausgeglichen werden.

Eine zu niedrige Eigenkapitalquote lässt auf ein Ungleichgewicht in der Bilanz schließen, da die Aktiva des Unternehmens bilanztechnisch überbewertet sind. In der Praxis wird das als Warnsignal für eine Schieflage eines Unternehmens verstanden. Es wird als ein Indiz dafür wahrgenommen, dass das Unternehmen in der Krise steckt. Das wirkt sich negativ auf die Bonität aus und erschwert die Aufnahme von Fremdkapital zu moderaten Konditionen. Ein hoher Eigenkapitalanteil signalisiert den Kapitalgebern, dass bei einer Kreditvergabe an das Unternehmen ein geringes Ausfallrisiko besteht.

Faustregel:

Je höher die Eigenkapitalquote ausfällt, desto solventer wird ein Unternehmen wahrgenommen. 

Was zählt zum Eigenkapital?

Bei Kapitalgesellschaften wie beispielsweise einer GmbH ergibt sich die Definition des Eigenkapitals nach § 266 Abs.3 HGB aus der Gliederung der Bilanz. Danach besteht das Eigenkapital aus folgenden Positionen:

  • Gezeichnetes Kapital (nominelles Haftungskapital),
  • Kapitalrücklagen (aus Agio, Zuzahlungen u.ä.),
  • Gewinnrücklagen (aus dem Ergebnis gebildete),
  • Gesetzliche Rücklage (§ 150 Aktiengesetz),
  • Rücklage für Anteile an einem herrschenden oder mehrheitlich beteiligten Unternehmen,
  • Satzungsmäßige und andere Rücklagen,
  • Gewinnvortrag/Verlustvortrag,
  • Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag.

Auch Personengesellschaften weisen das vorhandene Betriebskapital in ihrer Bilanz aus. 

Allerdings muss das Kapitalkonto bei Personengesellschaften differenzierter betrachtet werden. Denn hier verfügt jeder Gesellschafter zusätzlich über seine eigenen Kapitalkonten. 

Grundsätzlich gilt: Wie das Eigenkapital bei Personengesellschaften dargestellt wird, hängt insbesondere von der Rechtsform und dem Haftungsumfang der Gesellschafter ab. Haften die Gesellschafter unbeschränkt, erscheint das Eigenkapital für jeden Gesellschafter separat auf einem eigenen Kapitalkonto. 

Merke:

Zwar gilt Eigenkapital als die Königsdisziplin der Unternehmensfinanzierung. Doch nicht immer bedeutet sie auch die optimale Lösung. Daher sollte optional stets geprüft werden, ob im Rahmen einer Fremdfinanzierung attraktive Fördermöglichkeiten oder besondere Steuervorteile bestehen. 

Eigenkapitalquote errechnen

Unter der Kapitalstruktur eines Unternehmens versteht man das Verhältnis von Eigenkapital zum Fremdkapital. Aus ihr resultiert die Eigenkapitalquote, die demnach, wie bereits erwähnt, den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital abbildet. Rein rechnerisch ist demnach die Eigenkapitalquote der Quotient aus dem Verhältnis von Eigen- und Gesamtkapital. Beträgt die Eigenkapitalquote beispielsweise 33 %, so wäre ein Drittel des in der Bilanz ausgewiesenen Vermögens mit Eigenkapital finanziert, die übrigen zwei Drittel mit fremden Mitteln. 

Die Eigenkapitalquote Formel lautet:

Eigenkapital x 100 % / Gesamtkapital    =   Eigenkapitalquote

Rechenbeispiel: 

150.000 x 100 %  / 500.000 =  30 %

Der umgekehrte Quotient wird als Verschuldungsgrad bezeichnet. Dieser wird wie folgt berechnet:

Fremdkapital  (durch) Eigenkapital  =  Verschuldungsgrad

Wie hoch sollte die Eigenkapitalquote sein? 

Die Eigenkapitalquote sollte möglichst bei einem Wert von über 20 % liegen. Eine Quote von 10 % und weniger gilt als problematisch. Als Benchmark und Richtwert für ein finanziell gesundes und stabiles Unternehmen legt die Praxis 30 % und mehr zugrunde. 

Dieser Wert wird von mittelständischen Unternehmen durchschnittlich erreicht, wie die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in ihrem Mittelstandspanel 2023 resümiert. Danach ist der befürchtete Einbruch der Eigenkapitalausstattung im unternehmerischen Mittelstand trotz Corona-Krise und kriegsbedingter Energiekrise weitgehend ausgeblieben. Dies sei auf die Anpassungsfähigkeit der mittelständischen Unternehmen zurückzuführen. Zwar ging die durchschnittliche Eigenkapitalquote in 2020 gegenüber dem Vorjahr moderat auf 30,1 % zurück. Allerdings legte die Quote bis 2023 wieder um 1,3 % auf 31,4 % zu. Damit erreichte sie nahezu wieder das Vorkrisenniveau von 31,8 %. 

Und die Stimmung bei den Mittelständlern ist weiterhin ungetrübt. Im September 2023 gingen rund zwei Drittel der im KfW-Mittelstandspanel befragten Unternehmen trotz schwacher Wachstumsprognose für das laufende Geschäftsjahr von einer gleichbleibenden oder sogar höheren Eigenkapitalausstattung aus.

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Niedrige Eigenkapitalquote? – Was tun?

Häufig ist es den Unternehmen nicht möglich, die Eigenkapitalbasis kurzfristig durch interne betriebliche Maßnahmen wie etwa Umstrukturierungen nachhaltig zu verbessern. In diesen Fällen stellt sich eine externe Kapitalbeschaffung zur Finanzierung nahezu als alternativlos dar. 

  • Kapitalerhöhung: Fehlt es im Unternehmen an Eigenkapital, so lässt sich die Kapitalausstattung verbessern, indem die vorhandenen Gesellschafter zum Beispiel weitere Geldmittel zuschießen.  Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Gesellschafterkreis zu erweitern und weitere Gesellschafter als Investoren ins Boot zu holen.
  • ERP-Programm: Auch durch öffentliche Förderprogramme lässt sich die Eigenkapitalbasis stärken. Mit Geld aus dem Fördertopf des ERP-Programms (European Recovery Programme) unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) kleine und mittlere Unternehmen beim Aufstocken des Eigenkapitals. Der Vorteil: Der Kredit wird als Nachrangdarlehen gewährt und in der Bilanz wie Eigenkapital bewertet. 

Eigenkapitalquote errechnen – das Fazit

Die Berechnung der Eigenkapitalquote (EK Quote) ist eine essenzielle Kennzahl für Unternehmen und dient als Grundlage für den Überblick sowie die Beurteilung des Eigenfinanzierungsgrades. Sie spielt eine zentrale Rolle als Indikator für die finanzielle Gesundheit und Stabilität eines Unternehmens.

Eine hohe Eigenkapitalquote zeigt eine starke Unabhängigkeit von Fremdkapital und ist ein positives Signal für Investoren und Kreditgeber. Sie fungiert als Schlüsselindikator, um die Bonität und das Risikoprofil eines Unternehmens einzuschätzen.

Insgesamt ist die EK Quote nicht nur ein Maßstab für die finanzielle Resilienz eines Unternehmens, sondern auch ein entscheidender Faktor für strategische Entscheidungen in Bezug auf Wachstum und Investitionen.

Über den Autor
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Ass. jur. Joachim Merkl

Joachim Merkl ist Jurist und erfahrener Autor mit einem Schwerpunkt auf Unternehmensnachfolge, Erbrecht und Mietrecht. Nach seinem Jura-Studium an der Universität zu Köln und erfolgreicher Tätigkeit als Justiziar und Rechtsanwalt arbeitete er viele Jahre als Wirtschafts- und Finanzjournalist für renommierte Medien wie „Capital”, „Finanztest” und das Wirtschaftsmagazin „DM”. Seit 2010 berät er KMUs zu Forschungs- und Entwicklungsprojekten sowie Projektfinanzierungen. Als Autor hat er zahlreiche Fachbücher veröffentlicht, die sich praxisnah mit Themen wie Unternehmensgründung, Erbrecht und Arbeitnehmerrechten auseinandersetzen.